Motorsegler

1990  Kauf des Motorseglers D-KFEL

Ein Meilenstein in der Geschichte der Fliegergruppe Fellbach war 1990 der Kauf eines motorgetriebenen Flugzeuges. Der bei Vereinen beliebte Motorsegler SF 25 C wurde bei der Firma Scheibe in Dachau bestellt. Wolfgang Bährle und Heinrich Mädl holten das Flugzeug beim Hersteller ab und machten bei herrlichem Flugwetter den Überführungsflug nach Bartholomä.

Der Motorsegler ist das am meisten geflogene Flugzeug der Fellbacher. Er wurde auch schon für viele bemerkenswerte Flüge eingesetzt. Unter anderem war er am Nordkap und hat schon ganz Europa umrundet.

Hermann Eichner (li.) und Heinrich Mädl im neuen Motorsegler
Hermann Eichner (li.) und Heinrich Mädl im neuen Motorsegler

2009-2011  Umbau des Motorseglers D-KFEL

Welche Überlegungen gab es im Vorfeld?

Es bestand Einigkeit darüber, dass eine Grundüberholung des Motorseglers (Mose) auf jeden Fall erforderlich ist. Hauptgründe hierfür waren vor allem der Zustand von Tragflächen und Seitenleitwerk.

Ausführlich wurde erörtert, den Mose im aktuellen Zustand zu verkaufen oder alternativ einen gebrauchten Kunststoff-Mose zu erwerben. Die Mehrheit im Ausschuss sprach sich gegen die zweite Variante aus. Als Hauptgründe wurden genannt:

     Die Finanzierung eines solchen Mose in einem wirklich guten Zustand ist nicht gesichert.

     Der Kauf eines solchen Mose in weniger gutem Zustand ergibt keinen Zugewinn für den Verein, möglicherweise kauft man die sprichwörtliche Katze im Sack.

     Ein Kunststoff-Mose ist schwieriger zu fliegen und könnte weniger geübten Piloten Probleme bereiten. 

Kurz war auch eine dritte Alternative, Verkauf des Mose im aktuellen Zustand und Kauf eines neuen, schleppfähigen ULs im Gespräch. Diese Option wurde jedoch wenig später wieder verworfen. 

 

Welcher Beschluss wurde letztendlich gefasst?

 

Der Ausschuss beschloss am 1. Oktober 2009 mit deutlicher Mehrheit den sofortigen Umbau und die Grundüberholung des Motorseglers (6x Ja-Stimmen, 2x Nein, 1x Enthaltung). Nicht alle Vereinsmitglieder konnten sich jedoch mit diesem Beschluss anfreunden und zweifelten zunächst an dem Vorhaben.

 

Wie sollte der Motorsegler nach dem Umbau aussehen?

Der Motorsegler sollte nicht nur grundüberholt werden, sondern folgende neue Ausrüstung erhalten:

·         Neuer, stärkerer Motor: Rotax  912S mit 100 PS
·         Schleppkupplung
·         ausklinkbares Spornrad
·         elektrische Höhenrudertrimmung
·         Einzelradbremsen
·         Verbesserte Ausrüstung (Navigationsgerät, …)
Damit würde dem Verein nach den Umbaumaßnahmen quasi ein neues Flugzeug zur Verfügung stehen.

 

Wann wurden die Arbeiten durchgeführt?

Der Umbau und die Grundüberholung erfolgten in zwei großen Abschnitten.
Im Winter 2009/20010 nahmen wir den Umbau des Rumpfes mit Höhenleitwerk in Angriff (neuer Motor, Schleppkupplung, elektrische Trimmung, usw.) und schlossen ihn mit einer neuen Bespannung und Lackierung ab.
In der Flugsaison 2010 wurde dann dieser „neue“ Rumpf mit den „alten“ Tragflügeln zu aller Zufriedenheit im Flugbetrieb eingesetzt.
Im  folgenden Winterhalbjahr 2010/2011 führten wir anschließend die Grundüberholung der Tragflächen durch, so dass unsere Motorseglerpiloten im Mai 2011 über ein quasi neues Flugzeug verfügen konnte!

Wer waren die Hauptakteure und „Treiber“ des Projekts?

 

·     Jörg Reichle, unser Projektleiter:
Planung, Vorgaben und viel Know How aus seiner Tätigkeit als Bauprüfer.

·     Jürgen Wertenbach, unser „Mädchen für alles“:
baute ein perfektes neues Brandschott und nützliche Vorrichtungen für die Arbeiten an Rumpf (Drehgestell)  und Tragflächen (Schleifstaubabsauganlage) und kümmerte sich um den vielen wichtigen „Kleinkram“.

·     Sven Bäder, unser Schleifweltmeister:
war bei fast allen Schleifarbeiten dabei und schluckte wahrscheinlich den meisten Schleifstaub.

·     Thomas Hess, unser Laminierspezialist:
war in allen Fragen rund um das Laminieren mit Epoxydharz unsere Ansprechpartner und Kapo.

·     Thomas Finkenberger, unser Chefelektroniker:
 kümmerte sich um den Einbau der umfangreichen Avionik und die Verkabelung.

·     Thomas Hess und Sven Bäder, unsere Designer:
fanden nach unzählige Designentwürfe die endgültigen Gestaltung des neuen Mose-Farbkleides.

·     Walter Laffsa (Walle), unser Lackierermeister:
sorgte für die perfekte Ausführung aller kleinen und großen Lackspritzarbeiten und setzte somit unserem Werk die Krone auf.

·     Wolfgang Bährle (Bello), unser Schreinermeister:
führte die Holzarbeiten (Anpassung des Seitenruders, Reparatur und Umbau des Höhenleitwerks für die elektrische Trimmung) in höchster handwerklicher Qualität aus.

·     viele andere fleißigen Fliegerkameraden:
ohne sie hätte das Projekt nicht in der beschränkten Zeit durchgezogen werden können!

 

Wie hat sich der Umbau im harten Vereinsflugbetrieb bewährt?


Nach zwei arbeitsintensiven Winterhalbjahren führte das Gesamtergebnis zur allgemeinen Begeisterung über den praktisch völlig neuen und anderen Flieger.
Selbst – etwas überspitzt formuliert – eingefleischte Gegner des Projektes waren schließlich überzeugt. Der Umbau war richtig und hat sich gelohnt. Man kann den Fellbacher Fliegern auf jeden Fall zu diesem neuen Flugzeug gratulieren.

Der Flugbetrieb mit dem jetzt nahezu perfekten „Raddel“ macht uns mit seinem stärkeren Motor und der besserer Cockpitausrüstung große Freude.
Die Steigleistung begeistert und ist die Voraussetzung für den Einsatz als Schleppflugzeug. F-Schlepps können nun von uns selber kostengünstig und unabhängig von der Verfügbarkeit fremder Schleppmaschinen durchgeführt werden. Bei halbwegs günstigen Bedingungen können wir sogar unseren Twin doppelsitzig schleppen.

Wie sah der genaue zeitliche Ablauf der Arbeiten aus?

 

Mitte Oktober 2009:
Ausbau des alten Limbach L2000 Motors, der Instrumententafel mit Verkabelung, des Brandschotts, des Seitenleitwerks und sonstiger „Innereien“. Entfernung der alten Bespannung. Sorgfältige Kontrolle des offenliegenden Stahlrohrgerippes auf Korrosionsschäden.

16. bis 23. Oktober 2009
Überführung des Stahlrohrgerüstes des Rumpfes zur Firma Scheibe Aircraft GmbH in Heubach. Dort wurden in einer Woche alle notwendigen Schweißarbeiten für die Rumpfmodifikationen durchgeführt.  

November 2009 bis Mitte Dezember 2009   
Umfangreiche Schleifarbeiten:
- Verputzen der neue Schweißstellen und Abschleifen beschädigter Lackstellen des Rumpf-Stahlrohrgerüsts
- Abschleifen der Höhen- und Seitenleitwerkflosse, der GFK-Verkleidungsteile, der Fahrwerksschwingen und der Radschuhe
- Grundieren und Spritzen des  Rumpf-Stahlrohrgerüstes
Anlieferung des neuen Motors Rotax  912S 

Mitte Dezember 2009 bis Februar 2010
Anfertigen und Einpassen eines neuen Brandschotts; Ausbessern der GFK-Verkleidungen; Anpassen der neuen Cowling;  Modifikation des Seitenruders und Einbau der Höhenrudertrimmung; Beschichtung der Seitenleitwerks- und Höhenruderflosse mit einem dünnen Glasfasergewebelaminat; Anfertigung eines neuen Instrumentenbrettes; Grundierung der Höhen- und Seitenruderflosse; Lackierung der Steuerstangen; Wiedereinbau der Steuerung, und, und, und.

März 2010
Arbeiten bei Scheibe Aircraft GmbH in Heubach:
- Rumpf, SR u. HR bespannen u. mit Spannlack streichen; Rumpf spachteln, füllern und schleifen.
Arbeiten in unserer Fliegerwerkstatt:
- HLW und SLW-Flossen schleifen, füllern und lackieren.

April 2010
-  Abschlusslackierarbeiten mit neuem Design (weiß/inkagold) durch die Lackiererei Wystrach in Fellbach.
- Einbau des neuen Motors  Rotax  912S
-  Abschleifen der (alte) blaue Flügelspitzen und diese weiß lackieren 

Mai 2010      
Einbau der Instrumente, Steuerung, Sitze und der restlichen Ausrüstung.

25. - 26. Mai 2010
Arbeiten bei Scheibe Aircraft GmbH in Heubach:
- Einbau des neuen Propellers
- Vervollständigung der elektrischen Verkabelung
- Einbau der Schleppkupplung
- Einstellarbeiten am Steuergestänge und am Motor
- Schwerpunkt- und Gewichtsermittlung

26. Mai 2010
Erfolgreicher Erstflug in Heubach nach dem Umbau

Mai - Oktober 2010
aktiver Flugbetrieb mit dem umgebauten, grundüberholten Rumpf und neuem Motor

November - Dezember 2010
Beginn der Grundüberholung der Tragflächen:
Entfernen der alten Bespannung und sorgfältiges Abschleifen der alten Farbe an Holz- und Beschlagteilen

Januar - März 2011
Beschichtung der Flügeltorsionsnase mit einem dünnem Glasfasergewebelaminat, Bespannung und Lackierung der Flügel und Querruder, Zusammenbau aller Teile

7. Mai 2011    
Werkstattflug nach GÜ der Flügel. Danach Aufnahme des normalen Flugbetriebes mit dem nun komplett grundüberholten Motorsegler!

vorher

nachher