Nach der Kündigung der Werkstatt in der Seifensiederei hatten die Fellbacher Flieger zunächst keine Unterkunft. Aber nichts tun ist nicht die Sache der Flieger. Es wurde beschlossen, eine
Schleppwinde vom Typ Backnang mit einer Trommel zu bauen. Einen Lastwagen dafür spendete Mitglied Alfred Ellwanger. Das Auto diente viele Jahre der Polizei als Mannschaftswagen. Davor war er im
Wüstenkrieg in Nordafrika im Einsatz.
In einem Hinterhof in der Kappelbergstraße wurde im Freien die Karosserie abgerüstet und für einen neuen Aufbau vorbereitet. Dabei wurden die Fellbacher Flieger großzügig von der Firma
Karosserie-Vetter unterstützt. Die Fliegerkameraden Helmut Aldinger und Günther Frey waren dort beschäftigt und durften nach Feierabend den Aufbau der Winde fertigen.
Für die Windentechnik war Hermann Irlbeck zuständig, der durch seine Tätigkeit bei Daimler-Benz sich manche gute Tipps holen konnte. Der Aufbau der Karosserie wurde so ausgeführt, dass im
Führerhaus Platz für 6 – 7 Personen war. So konnte auch das Transportproblem zum Flugplatz gelöst werden. Damals hatte nicht jeder ein eigenes Fahrzeug.
Zur Fertigstellung der Winde wurde dann schon die gleichzeitig gebaute Werkstatt in der alten Kelter genutzt. Schon im Sommer 1957 konnte die Winde in Betrieb genommen werden. Als
Seilrückholwagen wurde uns damals von der Firma BMW-Mergenthaler ein PKW zur Verfügung gestellt.
Nach 13 Jahren hatte man mit der alten Winde Probleme bei der Zulassung zum Straßenverkehr. Deshalb beschlossen wir, eine neue Winde zu bauen. Als Fahrzeug wurde ein Opel-Blitz gefunden. Wieder war es Hermann Irlbeck, der als Bauleiter fungierte.
Der Trend bei den Windenmotoren ging damals zu hochpferdigen Amimotoren. Also bauten auch wir einen solchen ein. Aber erst der dritte Motor, der auf einem Schrottplatz in Karlsruhe gefunden
wurde, brachte dann die gewünschte Leistung, um auch schwere Doppelsitzer in die Luft zu bringen. Die Winde hat dann fast 20 Jahre treue Dienste geleistet.
Da aber der Trend immer mehr zu Winden mit zwei Trommeln ging, planten natürlich die Fellbacher Flieger den Neubau einer solchen. Die Opel-Blitz-Winde wurde an eine Schülerfluggruppe nach
Geislingen verkauft.
Auf dem Bauhof der Stadt Fellbach stand damals wochenlang ein Lastwagen, der offenbar niemand gehörte. Nach kurzen Verhandlungen mit der Stadtverwaltung konnten wir dieses Auto übernehmen. Dies
war dann der Startschuss für den Neubau einer modernen Schleppwinde mit Doppeltrommel.
Die Planung lag in den Händen von Klaus Lindenmaier und Walter Laffsa. Durch seine Tätigkeit beim Daimler konnte Klaus Lindenmaier dort viele Türen öffnen und durch seine Vermittlung konnten auch
wesentliche Bestandteile der Winde – Motor, Hinterachse für die Trommeln, Drehmomentwandler und vieles mehr – erworben werden. Das Fahrgestell und die gesamte Rahmenkonstruktion konnte von Walter
Laffsa durch die großzügige Unterstützung seines Arbeitgebers - Metallbau Schäfer – hergestellt werden. Ausgestattet wurde die Winde mit einem Diesel-Omnibusmotor. Die riesige
Lastwagenhinterachse für die Seiltrommeln und der Drehmomentwandler – alles waren Komponenten vom Besten. Eine ausgeklügelte Elektronik und Pneumatik leisten bis heute störungsfrei ihre
Dienste.
Allein der Aufbau des Windenteils wurde im Lauf des Baues so schwer, dass das eigens hergestellte Fahrwerk im Boden der Werkstatt einbrach. Es konnte nur unter schwierigsten Umständen wieder
gehoben werden.
Nach der Fertigstellung war die neue Winde ein Schmuckstück. Sie wurde der Öffentlichkeit 1990 bei einer Hocketse im Rathaushof vorgestellt. Bei der Einweihung und den ersten Schlepps stellte
sich dann heraus, dass die beiden Erbauer Klaus Lindenmaier und Walter Laffsa alles richtig berechnet und konstruiert hatten. Die Schlepps klappten auf Anhieb, lediglich die Seilfallschirme
machten am Anfang Probleme.
Bis heute leistet die Winde zuverlässig ihre Dienste. Doch zeigen sich nach 20 Jahren auch bei ihr kleine Mängel am Fahrgestell, so dass sie den Standort auf dem Flugplatz nicht mehr für größere
Fahrten verlassen kann.
Bis zuletzt funktionierte unsere Dieselwinde aus dem Jahr 1988 einwandfrei. Es gab eigentlich keinen Grund, etwas an ihr zu verändern - bis auf die Tatsache, dass das über 40 Jahre alte Windenfahrgestell immer störanfälliger wurde und es dauernd etwas zu reparieren gab. Roland Schäfer gab auch zu bedenken, dass die Ersatzteilversorgung dafür langsam ein ernsthaftes Problem werden wird. Immer wieder beobachtete er den LKW-Markt auf der Suche nach einem geeigneten gebrauchten Fahrzeug.
Dann wurde er fündig und nach kurzer Rücksprache mit Vorstand und Kassier wurde der Kauf beschlossen. So stand schon Ende August 2013 ein moderner, gut erhaltener MAN-Pritschenlaster im Hof von Rolands Firma und wartete auf seine neuen Aufgaben.
Der Pritschenaufbau war schnell abgebaut und wurde verkauft. Das für uns interessante Fahrgestell mit Motor und Fahrerhaus fuhr Roland anschließend gleich in die Segelfliegerwerkstatt.
Der nächste Arbeitsschritt war nur etwas für unerschrockene Leute, denen Dreck, Staub und Lärm nichts ausmachte: Das Entrosten des kompletten LKW-Rahmens stand an. Unter der Leitung von Walle Laffsa und Reinhard Weisner leisteten unsere Jungflieger hervorragende Arbeit. Rechtzeitig vor den kalten Wintertagen konnten diese vorbereitenden Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden. Das Grundieren des Rahmens und das Spitzen einer neuen dauerelastischen Farbschicht übernahm die Firma AMC-Multi-Color Lackiererei GmbH aus Auenwald.
Wenig später lackierte sie uns auch noch das Fahrerhaus und die Aufbauten in einem perfekten, strahlenden Blau. Das alles kostete uns nichts. Die Vereinskasse wurde geschont. Ein ganz großes Dankeschön geht dafür an Alex Schönherr und die Firma AMC-Multi-Color Lackiererei GmbH für diese tatkräftige und wertvolle Unterstützung!
Die Planung der weiteren Arbeiten lag in den Händen von Roland Schäfer und Walle Laffsa, die von vielen fleißigen Händen aus dem Verein, aber auch von anderen Helfern unterstützt wurden. Dankenswerterweise durften wir notwendigen Arbeiten in den Werkhallen der Fa. Schäfer durchführen. Das hatte für uns den Riesenvorteil, diese im Warmen und bei guter Beleuchtung erledigen zu können. Folgende Arbeiten wurden dort durchgeführt:
Wie aus dem Ei gepellt steht sie da, unsere neue alte Winde. Endlich ist das Werk vollendet!
Walle ließ es sich am Ende nicht nehmen, sie von der Fliegerwerkstatt auf unseren Flugplatz nach Bartholomä zu fahren. Dort strahlten er und sie um die Wette und nahmen auch gleich den Testbetrieb auf, den unsere modernisierte Winde mit Bravour bestand!
Die Initiatoren, Verantwortlichen und Treiber des Winden-Modernisierungsprojekts: Roland und Walle